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    Auch wenig wirkt

    Auch wenn in Oberschwaben noch mehr Menschen der katholischen oder evangelischen Kirche angehören als anderswo in Deutschland, müssen wir uns daran gewöhnen, weniger zu werden, nicht mehr die Mehrheit in der Gesellschaft zu sein. Doch war und ist die „Wucht“ der Mehrheit immer eine gute Weise zu wirken? Im Neuen Testament verwendet Jesus eine ganze Reihe von Bildern und Vergleichen, die von der Wirkung des Wenigen handeln – einfach weil die ersten Christen in ihrer Gesellschaft noch wenige waren: Aus einem Senfkorn wird ein großer Baum. Die wenigen Körner, die auf gutes Land fallen und aufgehen bringen einen hohen Ertrag. Wenig Sauerteig lässt den ganzen Teig aufgehen. Und an diesem…

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    Gott nützt nichts (Gedanken zum Sonntag 26.2.2023)

    Manche Menschen fragen sich, was Gott ihnen nützt. Oder die Kirche. Und weil sie feststellen, dass Gott ihre Probleme und die der Welt nicht löst und sie die Kirche nicht brauchen, lassen sie es sein – mit der Kirchenmitgliedschaft oder auch mit der Frage nach Gott. In dem biblischen Roman Hiob, über den am Sonntag gepredigt wird, wird diese Frage durchgespielt, was der Glaube „nützt“. Hiob macht die Erfahrung: nichts! Gott bewahrt ihn nicht vor einer schlimmen Krankheit. Nicht vor dem Diebstahl seines Reichtums. Nicht vor dem Unfalltod seiner Kinder. Willkommen in der Welt der Erwachsenen! Kein Superdaddy hilft uns gegen die Widrigkeiten des Lebens. Und zum Glück, hoffentlich, ist…

  • See in Schweden
    Lese-Früchte

    Lauschen oder Selbst-Produktion – ein Anstoß von Byung-Chul Han

    Lauschen ist das Verb für die Religion, während Handeln das Verb für die Geschichte ist. …Wer sich dem Lauschen hingibt, verliert sich im »All der Natur« … Wer hingegen sich produziert, sich zur Schau stellt, ist unfähig zum Lauschen, zum Schauen in kindlicher Passivität. Im Zeitalter permanenter narzisstischer Selbst-Produktion und Selbst-Inszenierung verliert die Religion ihr Fundament, denn die Selbstlosigkeit ist konstitutiv für die religiöse Erfahrung. Die Selbst-Produktion ist schädlicher für die Religion als der Atheismus. Aus: Byung-Chul Han, Vita Contemplativa, Ullstein: Berlin 2022, S. 106f

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    „Warum bist du so zornig?“ (Gedanken zum Sonntag 29.8.2021)

    Wie gehen wir damit um, dass andere einen Vorteil haben? Kain ist seßhafter Bauer und hat damit eine ganz andere Lebenswelt als der nomadische Hirte Abel. Aus Gründen, die bewusst nicht erklärt werden, empfindet sich Kain als vom Leben und von Gott schlechter behandelt als Abel. Es „überläuft ihn heiß“ und ihm „fällt das Gesicht herunter“ – wie man 1 Mose 4,6 wörtlich wiedergeben könnte. Gottes Stimme warnt ihn: „Wenn du es gut machst, kannst du den Blick erheben“. Du kannst Repekt und Wertschätzung für deinen Bruder empfinden und musst auch dich selbst nicht als herabgesetzt empfinden.

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    Die Waldkirche Heidenheim liegt in Trümmern

      Gestern habe ich in meiner Heimatstadt Heidenheim/Brenz vorbeigeschaut und diese Bilder gemacht. Das Waldkirche-Gemeindezentrum wurde 1975 in einem seit 1950 schnell wachsenden Stadtteil von Heidenheim/Brenz gebaut. Die Waldkirche beherbergte ein reges Gemeindeleben, aus dem u.a. der „Offene Abend“ in Heidenheim und das „Kinderwerk Lima“ hervorgingen. Um das Jahr 2000 herum gründete der evangelikale Kern der Waldkirchengemeinde die später als „Gemeinschaftsgemeinde“ organisierte „Brückengemeinde“.

  • Blog

    Leiten wie ein Lamm (Gedanken zum Sonntag 18.4.2021)

    An diesem Sonntag steht traditionell das Motiv vom Hirten und den Schafen im Mittelpunkt. Während Schafherden bei vielen von uns eher romantische Gefühle auslösen, waren sie für antike Nomadengesellschaften Alltag. Die dort wahrgenommenen Beziehungsmuster wurden Maßstab auch für das Handeln im Großen. Hirten waren zunächst nicht die erst viel später so genannten „Pastoren“ oder „Pfarrerinnen“, sondern die Könige. Die Funktion des Königs, der staatlichen Leitung, wurde an der Erfahrung eines „guten Hirten“ gemessen. Der Prophet Hesekiel (Hes 34,2) bringt es sehr deutlich zum Ausdruck: „Wehe den Hirten, die sich selber weiden!“ Sie verlieren ihre Legitimation.

  • Theologie

    Gottes Wille und das Coronavirus – Übersetzung eines Beitrags von Thomas Oord

    Thomas Oord schreibt in seinem Blog: Ich bin nicht überrascht, dass einige Leute Gott beschuldigen, vielleicht genauer: es Gott anrechnen. Ich lese Social Media Beiträge, die sagen: Das Coronavirus (Covid 19) ist Gottes Wille. Unsere derzeitige Not ist Teil eines vorherbestimmten göttlichen Plans. Ein Beitrag drückt es so aus: „Sorry, wenn ich die große Panik unterbreche, aber das Coronavirus wird niemanden aus dieser Welt nehmen, wenn es nicht der Plan des guten HERRN ist. Und du wirst das nicht ändern, egal was du tust oder was du kaufst.“ Wenn diese Sichtweise wahr ist, dann gibt es keinen Grund sich zu beunruhigen. Keine Not­wendigkeit sich vorzubereiten, zu verteidigen, zu schützen, aufzuopfern oder irgendetwas…

  • Gedankensplitter

    Von Angsttrieben und Wurzeln

    Wenn Pflanzen in Stress geraten, weil z.B. mangels Licht nicht genügend Photosynthese stattfinden kann, bilden sie „Angsttriebe“ aus. Diese langen, dünnen Triebe sind nicht besonders stabil und auch nicht besonders effektiv. Manchmal helfen sie, eine kurze Krisenzeit zu überbrücken. Um langfristigen Wandel zu überstehen, taugen sie nichts. Die christlichen Kirchen in der westlichen Welt befinden sich seit vielen Jahrzehnten in einem Wandel. Die Bindung an die kirchlichen Institutionen nimmt ab. In der letzten Zeit hat sich dieser Effekt insbesondere durch zwei Faktoren deutlich verstärkt: Zum einen hat das Image von „Religion“ überhaupt durch den islamistischen Missbrauch von Religion zur Legitimierung von Gewalt (Al Kaida und sog. Islamischer Staat) und auch…

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