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Auch wenig wirkt

Auch wenn in Oberschwaben noch mehr Menschen der katholischen oder evangelischen Kirche angehören als anderswo in Deutschland, müssen wir uns daran gewöhnen, weniger zu werden, nicht mehr die Mehrheit in der Gesellschaft zu sein. Doch war und ist die „Wucht“ der Mehrheit immer eine gute Weise zu wirken?

Im Neuen Testament verwendet Jesus eine ganze Reihe von Bildern und Vergleichen, die von der Wirkung des Wenigen handeln – einfach weil die ersten Christen in ihrer Gesellschaft noch wenige waren: Aus einem Senfkorn wird ein großer Baum. Die wenigen Körner, die auf gutes Land fallen und aufgehen bringen einen hohen Ertrag. Wenig Sauerteig lässt den ganzen Teig aufgehen. Und an diesem Sonntag: Wenig Salz würzt die ganze Speise (Matthäus 5,13). Das wenige, das Christenmenschen auch als kleiner Teil einer Gesellschaft tun können, kann Entscheidendes bewirken. Eine Prise Salz gibt einer Speise die entscheidende Würze. Ohne Salz bleibt alles fad.

Anders als Licht, das auf eine gewisse Entfernung hin wirkt, wirkt Salz nur im direkten Kontakt. Was wir in unserer Umgebung sagen – und vielleicht noch mehr wie wir es sagen – wirkt. „Euer Reden sei freundlich und mit Salz gewürzt“ empfiehlt Paulus (Kol 4,6). Ich meine, dass es gerade heute in Zeiten vorschneller Empörung, aufgeputschter Stimmungen, undifferenzierter Behauptungen, verletzender Abwertungen usw. wichtig ist, die Spannung von „freundlich“ und „würzig“ zu bewahren. Wertschätzend, aber nicht wischiwaschi. Knackig, aber nicht abschätzig.

Seien wir Salz. Auch wenig wirkt.

Für’s „Sonntagsläuten“ in der Schwäbischen Zeitung am 29.07.2023

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