Gott nützt nichts (Gedanken zum Sonntag 26.2.2023)
Manche Menschen fragen sich, was Gott ihnen nützt. Oder die Kirche. Und weil sie feststellen, dass Gott ihre Probleme und die der Welt nicht löst und sie die Kirche nicht brauchen, lassen sie es sein – mit der Kirchenmitgliedschaft oder auch mit der Frage nach Gott.
In dem biblischen Roman Hiob, über den am Sonntag gepredigt wird, wird diese Frage durchgespielt, was der Glaube „nützt“. Hiob macht die Erfahrung: nichts! Gott bewahrt ihn nicht vor einer schlimmen Krankheit. Nicht vor dem Diebstahl seines Reichtums. Nicht vor dem Unfalltod seiner Kinder. Willkommen in der Welt der Erwachsenen! Kein Superdaddy hilft uns gegen die Widrigkeiten des Lebens. Und zum Glück, hoffentlich, ist die Kirche auch keine Supernanny, die uns jederzeit erklärt, was einzig „richtig“ ist.
Das ist eine abgründige und schmerzhafte Erfahrung für Hiob und für uns, dass uns Dinge widerfahren, die uns den Boden unter den Füßen wegziehen, die nur weh tun und für nichts gut sind. Hiobs Freunde sind mir am sympathischsten da, wo sie ihm nichts erklären, sondern einfach da sind und schweigen. –
Ist das nicht auch in anderen Beziehungen so, dass sie nichts „nützen“? Ist ihr Partner nur eine Bereicherung, oder lösen sich nicht sprichwörtlich gemeinsam die Probleme, die Sie alleine nie gehabt hätten? Sind Kinder „nützlich“? Sind sie die schlaflosen Nächte, die Sorgen, den Ärger in der Pubertät „wert“?
Wir merken, dass das eher marktwirtschaftliche Bedürfnis nach „Nutzen“ in Beziehungen keine angemessene Kategorie ist. Das ist die falsche Frage. Beziehungen „sind“. Sie sind Teil unseres Lebens, kosten Nerven und bereichern uns dennoch. Gott „bringt“ nichts. Aber die „Quelle des Lebens“, das „Geheimnis der Welt“, die „Seele des Universums“ ist mit uns in Beziehung. Mutet uns unser Leben zu. Arbeitet mit uns an positiven Entwicklungen.
Sinn der Fastenzeit ist es auch, wieder am „Grund“ der Wirklichkeit anzukommen. Sich aus Überfluss und Betäubungen zu lösen. Gegenwärtig zu sein. Zur Einstimmung – und zur Vertiefung des Themas – empfehle ich Judith Holofernes Song „Nichtsnutz“ 😉