Mondfinsternis am 28.9.2015 – und Gedanken zum Weltbild
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Hinter der Schöpfungserzählung in 1. Mose 1 steht ein Weltbild, bei dem die Erde eine auf tiefen Säulen gegründete Scheibe ist, über der sich halbkugelförmig das Firmament mit der Sonne, dem Mond und den Sternen wölbt. Über diesem Firmament und unter der Erde ist die Urflut, die wie durch geöffnete Schleusen durch Erdspalten und durch Risse im Firmament hereinbrechen kann. Dieses Weltbild ist spätestens seit Galileo Galilei, Tycho Brahe und Johannes Kepler überholt.
Aber war es „falsch“ oder gar „dumm“? Der Alttestamentler Hartmut Gese bezeichnet das antike Weltbild als das „Weltbild der unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmung„. Ohne optische Instrumente, ohne Kenntnis astronomisch-geometrischer Zusammenhänge und ohne die Möglichkeit, mit schneller Geschwindigkeit und großer Reichweite reisen zu können, erscheint jedem Menschen die Welt so wie antike Menschen sie geschildert haben. Noch heute reden wir davon, dass Sonne oder Mond „aufgehen“. In dem Lied „Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen“ (EG 266), dessen englische Vorlage von 1870 stammt, heißt es astronomisch richtig: „Die Erde rollt dem Tag entgegen“. Aber diese Redeweise hat sich nicht durchgesetzt, die tägliche „unmittelbare Anschauung“ bestimmt bis heute unsere Ausdrucksweise.
Damit will ich sagen: Ältere Anschauungen sind nicht unbedingt falsch, sondern „stimmen“ meist im Zusammenhang mit bestimmten Voraussetzungen, die auch uns auch heute noch mit-bestimmen. Das gilt auch für andere biblische Aussagen. Auch wenn sich Weltbilder und Lebensanschauungen geändert haben, sind alle biblischen Aussagen es wert, nach ihren bleibenden Einsichten befragt zu werden.
Die Bibel ist kein naturwissenschaftliches Buch, sondern ein Buch, das menschliche Erfahrungen mit Gott und Zeugnisse von Selbstoffenbarungen Gottes enthält. In dieser Hinsicht ist sie unersetzbar und bleibend aktuell, dafür gibt es keinen neueren oder „wissenschaftlicheren“ Ersatz. Unangemessen ist es allerdings, die Bibel zu dem einen und einzigen „Buch für alles“ zu stilisieren und sie vorschnell in Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Forschungsergebnisse zu bringen, wie das z.B. im „Kreationismus“ bzw. beim „Intelligent Design“ geschieht – aber das ist ein anderes Thema und einen eigenen Blog-Eintrag wert.