Gedankensplitter

Kindertaufe – das Geschenk der Gnade Gottes feiern

Rheinfall

Bei der Taufe eines kleinen Neffen heute wurde das Lied EG 211 gesungen. In der 3. Strophe heißt es:

Eh wir entscheiden Ja und Nein,
gilt schon für uns: gerettet sein.
Dank sei dir, dass das Heil der Welt
nicht mit uns selber steht und fällt.

 

In der baptistischen Tradition werden keine Kinder, sondern nur Mündige getauft. Die Taufe ist dort nicht vor allem Fest der Gnade Gottes, sondern Fest der eigenen Entscheidung, diese Gnade angenommen zu haben. Diese Tradition hat ihre Stärken (man erlebt die eigene Taufe bewusst, der Aspekt des „auf einen neuen Weg gestellt seins“ wird sichtbar). Aber nach meinem Verständnis gewichtet sie die menschlichen Entscheidungsmöglichkeiten zu hoch. Theologisch gesprochen gehört die eigene Entscheidung nicht in die Heilslehre, sondern in die Ethik (also zur Lehre vom richtigen Tun, von Nachfolge und „Heiligung“). Ich entscheide, wie ich mit dem Geschenk der Gnade umgehe, wie ich aus und mit dem lebe, was Gott mir anvertraut hat.

In der lutherischen Tradition (wie auch in der katholischen Kirche und schon in der Alten Kirche) taufen wir kleine Kinder, die sich noch nicht selbst äußern können. Damit drücken wir aus: dass wir zu Christus gehören, dass Gott uns liebt, dass wir zu seiner weltweiten Familie gehören – das ist reines Geschenk und die Grundlage unseres Lebens. Wir können und müssen das nicht „machen“. Das wichtigste, was man über einen Menschen sagen kann, ist dass er mehr ist als seine Taten (und damit auch mehr als seine Entscheidungen), nämlich ein von Gott Geliebter. Das bedeutet, nicht dass unsere späteren Entscheidungen und all unser Tun und Lassen belanglos wären. Aber es ist heilsam immer wieder zu unterscheiden, wofür wir selbst zuständig sind, was wir selbst tun können und was wir geschenkt bekommen haben. 

Selbstverständlich übernimmt eine Kirche, die Kinder tauft, damit auch die Aufgabe, die Eltern und Paten darin zu unterstützen, dass das Kind eigenes Vertrauen zu Jesus fassen kann, im Glauben wachsen und zu einem eigenen Ja finden kann.

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